Ich habe mich nach langem hin und her endlich für eine neue Canon Kamera entschieden. Ich nehme Euch mal mit auf meinen Entscheidungsprozess.

Es sollte natürlich wieder eine Canon werden, da ich einfach mit dem System seit der EOS 5D MKII und der EOS 6D MKII vertraut bin. Auch habe ich natürlich noch reichlich Canon EF Objektive. Aktuell stehen zwei neue „Flagschiffe“ bei Canon zur Auswahl – beide spiegellos: zum einen die Canon EOS R6 und die Canon EOS R5.

Was als erstes mal auffällt ist der Preis! Für die Canon EOS R5 muss man aktuell rund 4499EUR hinblättern. Bei der Canon EOS R6 sind es nur 2699EUR. Also, locker ein Preisunterschied von 1800EUR. Da kommt man direkt ins Grübeln, was denn hier die 1800EUR eigentlich rechtfertigt? Beides sind Vollformat Kameras. Beide spiegellos, wie eingangs erwähnt.

Erstes Bild der Canon EOS R6 nach dem Auspacken / Unboxing
Unboxing…macht Spaß!

Naja, bei der R6 hat man schlicht „nur“ 20 Megapixel, also 5472 x 3648 Bildpunkte. Bei der R5 sind es 45 Megapixel, ergo 8192 x 5464 Pixel. Da ist ja eigentlich nur entscheidend, wie man fotografiert und welche Vorlieben man hat. In meinem Fall ist es so, dass ich fast ausschließlich Portraits von Menschen shoote. Ich beschneide meine Bilder so gut wie nie und nehme somit auch den kompletten Umfang des Bildes. Für Fotografen, die beispielsweise viel Landschaftsaufnahmen machen und vlt. nur einen Ausschnitt ihres Fotos verwenden wollen, da bleibt einem eigentlich nur die R5 als Favorit. Somit hat sich für mich die Frage in dem Punkt schon mal schnell geklärt.

Der ISO Bereich liegt bei der R6 wesentlich höher, als bei der teureren R5. Die R6 schafft sage und schreibe ISO 102.500 vs. 51.200 bei der R5. Hier hat also die EOS R6 klar die Nase vorn.

Den größten Unterschied mache ich bei den Videos aus. Da nimmt die R6 eben „nur“ 4K Videos auf und schafft dabei 60 Vollbilder pro Sekunde. Das ist an sich jetzt auch nicht wirklich schlecht, ganz im Gegenteil. Zeitlupe packt sie allerdings nur mit Full-HD. Hierbei muss man also den Modus wechseln. Die Canon EOS R5 schafft hier 120 Vollbilder pro Sekunde und eine wahnsinnige 8K Quali. Nicht ganz unwichtig: Die R6 hat widerrum ein internes Stereomikrofon im Gehäuse, die R5 „nur“ mono, also muss man bei der teuren R5 per se ein externes Mikrofon dran schrauben. Das lohnt sich aber meiner Meinung nach so oder so. Ist also für mich jetzt beispielsweise kein Kaufgrund weder in die eine oder andere Richtung. Kurz die Daten zum mittippen:

  • Canon EOS R5: 8K mit 30 fps, 4K mit 120 fps, RAW-Videos
  • Canon EOS R6: 4K mit 60 fps, nur IPB, kein ALL-I, keine RAW-Videos

Autofokus und Displays sind bei beiden fast gleich (ich fasse mich hier kurz), auch im Gehäuse gibt es kaum Unterschiede. Die R5 verfügt zusätzlich über ein Schulterdisplay. Nice to have! Aber auch nicht wirklich total wichtig für mich persönlich. Das Gehäuse der EOS R6 ist sogar noch einen ticken leichter als das der EOS R5 (680 Gramm vs. 738 Gramm). Dafür ist die R5 etwas kleiner. Das kommt einem auch irgendwie kontra-intuitiv vor…man würde ja annehmen, das „Topmodell“ sei das größere der beiden. Aber auch das ist jetzt kein wirklicher Faktor für mich persönlich.

Sind wir also wieder beim Preis: 1800EUR Unterschied! Das macht fast wieder ein neues RF-Objektiv aus (müsste mir das 24-70mm 2,8 noch mal neu kaufen….hmmm..). Daher habe ich jetzt klar die R6 favorisiert (hat man vlt. schon im Artikel leicht gemerkt….).
Das sollte für die meisten Projekte die ich mache mehr als genügen. Sollte dann irgendwann mal Bedarf nach mehr sein, die Canon EOS R5 wird es wohl noch eine Zeit lang auf dem Markt geben.

Aus dem Auge lasse ich die Canon EOS R5 auch nicht. Sie eignet sich natürlich für Fotografen, die sich eine hohe Auflösung, bahnbrechende Videofunktionen und eine Kamera mit so gut wie 0 Kompromissen wünschen (ich sollte Werbesprecher beim Radio werden…oh Moment…da war doch was…).

Das haben EOS R5 und R6 gemein

Da gibt es eigentlich eine ganze Menge:

  • 5-Achsen-Bildstabilisator – in Kombination mit bestimmten RF-Objektiven sind bis zu 8 Blendenstufen längere Belichtungszeiten möglich
  • Leistungsstarker Digic X Prozessor
  • Dual-Pixel-Autofokus-Technologie der 2. Generation inklusive Deep-Learning-Technologie
  • 20 fps Serienbildgeschwindigkeit mit elektronischem Verschluss, 12 fps mit mechanischem Verschluss
  • Komplett bewegliches Display, das seitlich aus dem Gehäuse geklappt werden kann
  • Platz für 2 Speicherkarten
  • USB-C, Mikrofonanschluss, Kopfhöreranschluss, wetterfestes Gehäuse

Das wichtigste Merkmal der Canon EOS R6 ist im Grunde die Auflösung von 20 Megapixeln. Das ist in etwa so viel, die bei der Canon 5D MKII und fühlt sich in der heutigen Zeit irgendwie fast „wenig“ an. Prima ist eigentlich, dass die Dateien damit schön „klein“ bleiben. Die R6 ist fast schon eine Sportkamera, bei der der Autofokus und die Serienbildgeschwindigkeit auf dem Papier erste Sahne sind. Ich habe einige Stimmen gelesen, die behaupten, die Canon EOS R6 sei die kleine EOS-1D X Mark III. Wer sich mit den 20 Megapixeln anfreunden kann (bei mir ist das schon mal so, immerhin komme ich von der 5D MkII…), der macht mit der Canon EOS R6 in jedem Fall nix falsch. Mein Fazit: eine hervorragende Allround-Kamera für einen fairen Preis und auch keine gewaltigen Unterschiede zur Canon EOS R5, naja, abgesehen von 1800EUR 🙂

Vielen Dank auch an Ringfoto Kramp in Trier für die mega freundliche Beratung und die Möglichkeit, die Kamera vor dem Kauf ordentlich Testen zu dürfen. Für mich ein Grund mehr im lokalen Einzelhandel in meiner Stadt zu kaufen. Die brauchen im Moment natürlich ganz dringend unsere Unterstützung.